25.6.24 Zur Einordnung: Der Post war ursprünglich ein Reaktionspost auf eine Diskussion in einer facebookgruppe
Ein Post für die AW-ler: innen da draußen, falls Ihr mich überhaupt lest:
Erst wird zugelassen, dass transphobe und homophobe Kommentare unter einem Fragepost (bei fb)kommentiert werden, dann meldet sich eine Person, icke, erklärt knapp und gleichzeitig ausführlich warum das nicht ok ist.
Dann kommen Fragen, die teils beantwortet werden und teils nicht beantwortet werden können, aus Zeit und weil die Fragen nicht konkret gestellt wurden und somit nicht beantwortet werden können.
Dann kommt, ich hätte sie verletzt, weil ich die Phobien out-ge-called habe, zu deutsch die Probleme benannt habe, jemanden „zurechtgewiesen“ habe. Das nennt sich Täter Opfer Umkehr.
Dann kommen mehr Kommentare die die Sprache kritisieren, zu viele Fachbegriffe, zu viel Englisch. Stichwort Tone policing und Anti Intelektualisierung. Übrigens ein typischer Verlauf von Abwehr. Dann wird behauptet, ich stelle mich über die Leute. Und klar, dann wird die Kommentarfunktion abgestellt. Man soll ja nicht mehr auf die unverschämten Vorwürfe reagieren können…
Schutzraum
Wäre das nicht alles in einer Gruppe geschehen, wo es um Gesundheit geht, die impliziet ein Schutzraum sein sollte, es wäre so normal. Aber sich zu wundern, dass jemand in einem solchen Raum, obwohl ganz sachlich und höflich erklärt wurde was wirklich cringe und menschenverachtend ist, getriggert ist, ist schon speziell.
Empathie ist eine Tat und verlangt Bewegung
Da kann man noch so oft betonen, das man Empathie hat, es ist mitunter eine Tat und die Überwindung eine persönliche comfort zone = Komfortzone zu überschreiten, sich emotional einzulassen auf die neue Sicht. Um zu verstehen, um sich emotional bewegen zu können.
Meines Erachtens ist der größte Knackpunkt warum Menschen ihre Ismen, also ihre sozialisierten Vorurteile zu Sexismus, Rassismus, Homophobie, Ageismus, Ableismus, Transphobie, Klassismus etc nicht wandeln können, ist weil es diesen Willen braucht, diesen Comfort Zone emotional zu verlassen. Sich auf unsicheres Gelände zu begeben. Emotional. Die Weltsicht zu verrücken und trotzdem bei sich zu bleiben, die schlechten Emotionen auszuhalten. Die Scham, die Angst, die Unsicherheit. Womöglich das Schuldgefühl. Aber wenn man das übt, dann ist das nicht nur wunderbare Schattenarbeit, sondern es stößt einen inneren Wandel an, der einen irgendwann mit einer größeren Beweglichkeit und mehr Spielraum und auch mehr Sicherheit zurück lässt. Es ist irgendwie nie vorbei. Aber diese Beweglichkeit schafft Raum. Schlussendlich für mehr Empathie.
Wenn eine Person Dinge nicht so wie sie grade kann (und nicht in mundgerechten, leicht verdaulichen Happen) ansprechen kann, wenn sie Menschenverachtend (!) sind, weil sie es nur falsch machen kann, dann gibt es keinen Wandel. Und um ehrlich zu sein, ich mach das jetzt schon so lange, man sagt es nie passend genug. Es gibt immer genau diese
Kritikreihenfolge:
- Erst Abwehr „ich bin nicht xy“
- Dann „du nutzt zu komplizierte Sprache „ (Dabei ist egal ob man hoch intellektuellen Menschen gegenüber steht oder nicht)
- Dann Täter Opfer Umkehr (man verletzt selbst mit tatkräftiger Diskriminierung oder man lässt sie einfach zu, wird darauf hingewiesen und sagt dann : „du verletzt mich aber“
- dann wird es persönlich (gerne im Vergleich „ ich mach das aber besser“ obwohl im ganzen thread davon nichts zu sehen ist…
Fazit:
Das ist quasi Schulbuchmässig*. Es ist ermüdend und es ist traurig. Besonders wenn es in einer sich als selbst spirituell bezeichnenden Community kommt. I have seen this coming.
Alienating. Entfremdend.
Ausblick, Wandel, Zukunft, Herzensarbeit:
Wie kann so eine Situation jetzt eine Möglichkeit für Neues und für Wandel sein und nicht im miesen Gefühl stecken bleiben?
Sicht der „Opfer“, betroffenen von Vorurteilen:
m.E. ist es oft hilfreich, sich Verbündete zu suchen, sich rauszuziehen aus einer solchen Situation. Mit Freund:innen sprechen, mit dem Coach, der Psychotherapeut:in. Sich Unterstützung holen. Sich vernetzen. Empowerment. Etwas tun, was die eigenen Kraft stärkt. In den Park gehen. An die frische Luft. Den Schatten eines Baums suchen. Lustige Katzenvideos gucken. Comedians schauen. Eine banale Soap gucken. Musik hören, die einen tanzen lässt, oder die einen weinen lässt. Die Kiste mit Tools rausholen, wo unsere Lieblings-Gimmicks drin sind, die uns erden, uns wieder bei uns ankommen lassen. Wie zB ein Fingermassagering. Ein Grund, warum ich das hier so offen schreibe, warum ich offen schreibe, dass ich Queer bin. Dass ich hier betroffen bin und dass mich das oben erlebte negativ berührt hat und es immer wieder tut. Nur wenn wir uns öffnen, können wir Allies finden und uns Gemeinschaft aufbauen, Gemeinschaften in denen wir uns sicher fühlen. Safe Spaces wo unser Nervensystem ruhen kann. Eine Rosen Methode Session buchen, eine Somatic Experiencing Sitzung.
Sicht derer, die ihre Vorurteile geteilt haben & verletzt haben:
Ich habe in dieser Überschrift jetzt absichtlich das Wort „Täter“ weggelassen, möchte das aber hier noch mal ansprechen. Denn sachlich ist es das: wenn wir unsere unreflektierten Vorurteile und Urteile, Wertungen, Abwertungen mit der Welt, mit einer Person teilen, dann kann sehr gut Verletzung entstehen und das ist eine Tat. Es geht mir nicht darum zu fordern, dass wir nie mehr zu verletzen. mE ist das nicht möglich. So lange Menschen zusammen kommen, werden sie sich verletzen können. In Beziehungen, ob es nun Liebesbeziehungen sind, Freund:innenschaften, Verwandtschaft oder auch „nur“ Internet-Bekanntschaften: es geht nicht darum nichts falsch zu machen, es geht darum Tools zu haben, wie man damit umgeht, wenn Verletzung geschehen ist.
Sehen wir es als Angriff auf uns selbst oder als Chance zur Entwicklung?
Das dass eine Frage ist, die die Antwort schon enthält ist glaub klar. Wie gehen wir damit um, lassen wir in uns zu, dass wir lernen dürfen, uns wandeln, bewegen dürfen? Oder halten wir an dem fest, was uns vertraut ist, uns Sicherheit gibt? Was ist uns wichtig? Du liest diesen Artikel, ich nehme also an, Du bist an Entwicklung und an Schattenarbeit interessiert. Womöglich ist dir sogar klar, dass spirituelle Entwicklung nicht ohne Schattenarbeit zu machen ist. Wir alle haben sie, die Schatten. Das ist menschlich. Und auch ok. Gleichzeitig, wer Entwicklung sucht, der.die darf auch ran andre Buletten der Schattenarbeit. Die eigenen dunklen Seiten entdecken. Reflektieren.
Dazu sind ein paar Sachen im akuten Fall notwendig:
- zuhören
- inne halten
- für möglich halten, dass die andere Person Grund hat für ihre womöglich emotionale Ansage
- für möglich halten, dass die eigene Reaktion, die Abwehr daher rührt, dass man es zwar nicht so gemeint hat, aber es trotzdem Schmerz beim gegenüber ausgelöst hat (und das handfeste Gründe hat)
- sich eventuell Zeit geben, es sacken lassen
- später zurück kommen und mit mehr Gelassenheit und Reflexion neu in die Situation gehen
- sich unbedingt informieren! => das ist ein Dreh- und Angelpunkt: informiere dich selbst. Erwarte nicht von deinem Gegenüber dir alles haarklein zu erklären
- nutze das Internet, Bücher und Büchereien um dich zu informieren
- und last but not least: sit with it! Bedeutet, schau dir deine Gefühle an, was fühlst du, wo stehst du, reagier nicht gleich, down your feelings und deine Verantwortung im Kontext
- WEIL: grade in systemischen Diskriminierungsformen spielen Machtverhältnisse eine grosse Rolle und es ist davon auszugehen, dass deine Abwehr aus einer machtvolleren Position kommt und du willst ja nicht noch mehr Schmerz bereiten.
Auf lange Sicht, ist das ganze ein Marathon und kein Kurzstreckenlauf. Du wirst quasi bei fertig sein mit der Arbeit an dir selbst.
Können wir sowohl Täter und Opfer sein?
Ja, voll. Die Welt ist komplex und gesellschaftliche Systeme auch, Hierarchien mannigfaltig. Ich kann sowohl queer sein, als auch weiss, wie ich, und somit eine Diskrimierungsform erleben und eine Machtposition inne haben. Gibt mir Raum für Allieship. Gleichzeitig: Intersektionalität ist die Beschreibung, dass alle Unterdrückungsformen miteinander verbunden sind und sich zB in einer Person überlappen können, zB kann eine Person eine Frau sein, trans sein und eine Behinderung haben. Dass sind dann zB schon drei Überlappungen (Sexismus, Transfeindlichkeit und Ableismus) und für das Nervensystem (ein wichtiger Teil meiner Arbeit) ist das ein Addieren von Stress, Dauerstress und damit auch Trauma.
FazitFazit:
Es ist also für uns alle hilfreich sich diesem Thema, oder auch Themen zu widmen. Viele von uns sind womöglich mehrschichtig betroffen. Warum es ja auch die Abkürzung FLINTA (Frauen Lesben Intersexuelle, Nonbinäre, Trans- & Asexuellesexuelle Menschen)gibt, da sind alle ausser heterosexuelle cis Männer drin. Wenn wir also unsere Ismen, Vorurteile reflektieren, können wir nur gewinnen.
Was gewinnen wir?
- Empathie
- Selbstwert
- Herzenswärme
- Licht in uns
- Entwicklung in den Bereichen Persönlichkeit
- Herzensbildung
- Selbstempathie
- Freiraum in Denken und Fühle
- Wahrhaftigkeit in Freund:innenschaften und mit everybody
- Menschlichkeit
- Höhere Schwingung
- Gelassenheit
- Wohlwollen
- Sicherheit
- Gelassenheit
- Kraft
…und da könnte ich sicher noch mehr auflisten. Es ist mit Sicherheit ein Weg. Ich kann ihn empfehlen. Es lohnt sich. Hier ist der Weg das Ziel. Gehen müssen wir selbst. Ich bin immer noch dabei. Ab uns zu fall ich auch hin, steh dann wieder auf, erinnere die Punkte und mach weiter.
in diesem Sinne: frohes Üben!
*Es gibt sicher viel Literatur und Webseiten zu diesem Thema, ich kann wärmstens die Bücher von Tupoka Odette empfehlen.
Wenn Du dich angesprochen fühlst von meinem Blogartikel und persönliche Begleitung im Thema Persönlichkeitsentwicklung suchst, meld dich gerne bei mir: ich biete Coaching im Zusammenhang mit Stimme, Hilfe bei Stimm- & Sinnkrisen. Ich bin angewandte Stimmphysiologigin, Lichtenberger®Stimmpädagogin, Coach mit Spezialisierung in den Bereichen somatische Körperarbeit, Vagus- & Traumaorientiert. Meld dich gerne für eine Schnupperstunde oder ein erstes Gespräch. Ich freu mich dir zu helfen!
💕Julia Döbele